Souterrain
Bernd Fox|R.J.Kirsch|Adi Meier-Grolman
"SOUTERRAIN" heißt das Ausstellungsprojekt der beiden Kölner R.J.Kirsch und Adi Meier-Grolman und des Berliner Malers Bernd Fox. Alle drei kennen sich seit Jahren, zusammen ausgestellt haben sich bisher noch nicht.
Der Begriff Souterrain, aus dem Französischen für "unterirdisch", ein Begriff eigentlich geläufig, aber eher in Zusammenhang mit Immobilienangelegenheiten in Verwendung, wird hier in zweifacher Hinsicht bedient: Zuerst handelt es sich bei der Kölner Projektgalerie LABOR Ebertplatz um eine Lokalität, die im Umfeld einer typischen 70er Jahre Unterführung in der nördlichen Kölner Innenstadt liegt. Weiterhin, assoziativ betrachtet, scheinen die Arbeiten der drei beteiligten Künstler auf jeweils eigene Weise einer künstlerischen Unterwelt entsprungen zu sein.
Betritt man den Raum der Projektgalerie fällt zuerst die formale Vielfalt der Ausstellung ins Auge. Kleinformatige Gemälde, gefaltete Kartonobjekte, Kleinplastiken, Fotogramme und eine Schattenprojektion, die auf die Schaufensterscheibe vor allem an das vorbeilaufende Publikum gerichtet ist.
Diese Vielfalt ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass es sich um drei Künstler handelt, die jeder mit seiner eigenen Arbeitsweise zu dem gemeinsam geplanten Ausstellungsprojekt beitragen. So verschieden aber wie sie hier formal erscheinen, verbindet sie doch inhalltlich der gemeinsame Bezug zum Thema, trägt jeder auf seine Weise zu einer gemeinsamen Inszenierung einer künstlerischen Unterwelt bei.
Ausstellung , vorderer Raum, LABOR Ebertplatz
NUCLEI
Bernd Fox, dessen seltsame Kreaturen, die in ihrem amorphen Verrenkungen und skurrilem Bildwitz kriechend und wabernd einen "Amöbenkosmos" präsentieren, entfesselt mit seinen "NUCLEI" einen veritablen Zoo schräger Gebilde, die mehr oder weniger konkret eine eigentümliche Tierwelt heraufbeschwören. Dabei wechseln sich Physiognomien, amöbenartige Ballungen, an mikroskopische Aufnahmen erinnernde, bakterienartige Strukturen ab, vor allem aber die Gesichter scheinen sich für den Betrachter zu konkretisieren, nehmen dann groteske Züge an, scheinen sich als "Hitlerköpfe" zu materialisieren oder zeigen sich als vermummtes, verschleiertes Personal, bleiben wage, unklar, diffus.TUSCHE
In einer lockeren Hängung treffen diese zum Teil auch an Trophäen erinnernden Gebilde und Gesichter auf Meier-Grolmans Karton-Objekte. Meier-Grolman realisiert diese meterhohen Tuschetafeln aus Karton. Die gebaute Addition der rechteckigen Flächen schafft ein Gegengewicht zur den freihändigen, aus lockeren und doch konzentrierten Malbewegungen resultierenden Tuscheschwärzen. Mit schwarzer chinesischer Tusche und breitem Kalligraphie-Pinsel bemalt der Künstler Karton, zu Flächen zerlegten, von Falzen gegliederten Verpackungskarton. Ein dichtes, gleichmäßig ungleichmäßiges Gewebe aus Pinselzügen bedeckt den Malgrund, ohne ihn völlig zu verschließen.SCHEMEN
Wenn man Meier-Grolmans Tuschemalerei als Schattierung begreift, und damit eine malerische Arbeitweise bestimmt, dann greift R.J.Kirsch Installation das Prinzip der Schattierung sehr konkret auf , der mit seiner Installation SCHEMEN 1und 2, auch ohne erklärte Absicht unweigerlich an das Platonsche Höhlengleichnis denken lässt. Aus rund um den Ebertplatz gefundenen Fragmenten entstehen im verschieden farbigem Licht dreier handelsüblicher Taschenlampen ständig sich verändernde Schattenbilder mit teils verblüffender räumlicher Tiefe.R.J.Kirsch | Projektion/Ebertplatz-Requisit
Formal betrachtet fungiert dabei die Installation Kirschs wie ein Bindeglied zwischen den Plastiken Meier-Grolmans und den Gemälden von Bernd Fox, in dem sie Bild und Skulptur als Gattungen in der Schattenprojektion konzeptionell zusammenfließen lassen. Sowohl im vorderen Raum als auch im hinteren Bereich der Projektgalerie hat Kirsch je eine Installation platziert. Diese Schattenbilder bestehen aus unzähligen farbigen Segmenten, die korrespondierend zu der sanften Drehung der Objekte ständig ineinanderfließen. Seit den 90er Jahren arbeitet der Kirsch nun mit der Projektion von Schattenbildern. In der Auseinandersetzung um das Verhältnis von Malerei und technischen Bildmedien, wurden Schatteninszenierungen für ihn zeitweise zum eigentlichen Medium, sah er hier doch eine Schnittstelle zwischen Malerei und dem virtuellen Bild. Grundsätzlich ausgehend von dem Prinzip des Fotogramms entwickelt Kirsch seine Schattenprojektionen mit zunehmend komplexer werdenden Objekten. Requisiten nennt er diese Skulpturen, die in der weiteren Entwicklung eine eigenständige Bedeutung bekommen und auf Sockeln mit zwei weiteren Exemplaren in der Ausstellung vertreten sind, sowie eine Reihe von Fotogrammen an der Wand, die als Direktbelichtungen auf Cibachrome-Material zu verstehen sind. Neben der besonderen Qualität ihrer metallisch anmutenden Farbigkeit ist es vor allem die Tatsache, das Cibachrome-Fotopapier seit einigen Jahren nicht mehr hergestellt und vertrieben wird, die diesen Fotogrammen einen besonderen Reiz verleiht. Wie sehr der Betrachter auch ein Bestandteil der beiden Installationen wird, zeigt die langsame Rotation der vor den Lichtquellen hängenden Objekte. Allein die Bewegungen des wandelnden Publikums bringt die Skulptur in langsame Drehung wodurch die Projektion an der Wand vom stehenden Bild zum Film wird.
Mit "SOUTERRAIN" hat die Projektgalerie LABOR Ebertplatz drei vollkommen unterschiedlich arbeitende Künstler zusammengeführt, die so verschieden in ihrer Arbeitsweise dennoch inhaltlich einen gemeinsamen Raum aufspannen. Gleichzeitig erscheint die Ausstellung trotz ihrer Reichhaltigkeit an Formen und Techniken großzügig und übersichtlich in der Präsentation.
Adi Meier-Grolman | R.J.Kirsch/Projektion Schaufenster
R.J.Kirsch | Lichtkasten, LUX XVII C, Lichtkasten, LED, Batterieschacht
"Souterrain" | Labor Ebertplatz
Ausstellung: 26.01. – 22.02.2019
Öffnungszeiten: Fr. bis Sa. 16 – 19 Uhr
und nach Vereinbarung
Labor Ebertplatz Köln
Ebertplatzpassage 5 | 50668 Köln
www.labor-ebertplatz.de
Kontakt:
expedition@netcologne.de